Was ist Qualzucht bei Tieren?


Qualzucht ist ein Begriff, der in der Tierzucht verwendet wird, um Zuchtpraktiken zu beschreiben, die zu erheblichen gesundheitlichen Problemen bei den gezüchteten Tieren führen. Dieses Thema hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, da immer mehr Beweise für die negativen Auswirkungen solcher Praktiken auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere vorliegen.

Kurz gesagt:

Qualzucht bezeichnet die Zucht von Tieren, bei der durch übertriebene Zuchtziele oder Inzucht gesundheitliche Probleme und Leiden entstehen, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Tieres erheblich beeinträchtigen.

Damit ist das Thema grob definiert, aber es ist natürlich – wie meistens im Leben – deutlich vielschichtiger.

Auch Hunde mit Merle-Faktor – also einer Besonderheit in der Fellfärbung – gelten laut PETA zu den Qualzuchten (Foto: Mid).
Auch Hunde mit Merle-Faktor – also einer Besonderheit in der Fellfärbung – gelten laut PETA zu den Qualzuchten (Foto: Mid).

Die Realität der Qualzucht

Qualzucht kann eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen, darunter Atemprobleme, Bandscheibenvorfälle und Hüft- und Kniegelenkprobleme. Einige Rassen sind besonders betroffen, darunter der Mops, die französische und englische Bulldogge und der Cavalier King Charles Spaniel. Züchter und Tierärzte spielen eine entscheidende Rolle in diesem Prozess, oft mit dem Ziel, bestimmte ästhetische Merkmale zu fördern, die jedoch die Gesundheit der Tiere beeinträchtigen können.

Die Rolle der Gesellschaft und der Medien

Die Popularität von Qualzuchtrassen in den sozialen Medien und ihre Darstellung als „süß“ tragen zur Verbreitung dieser Praktiken bei. Influencer und „Petfluencer“ können, oft unwissentlich, zur Förderung von Qualzuchtrassen beitragen. Weiterhin können Schönheitsideale, die auf Tiere angewendet werden, zu Zuchtpraktiken führen, die die Gesundheit der Tiere beeinträchtigen.

Das Angorakaninchen mit seinem übermäßig langen und dichten Fell symbolisiert die problematischen Auswirkungen der menschlichen Zuchtpraktiken auf die Tierwelt.
Das Angorakaninchen mit seinem übermäßig langen und dichten Fell symbolisiert die problematischen Auswirkungen der menschlichen Zuchtpraktiken auf die Tierwelt.

Haustiere, die als Qualzuchten gelten

Hier ist eine Liste von Haustieren, die als Qualzucht gelten. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass der Kauf solcher Tiere die Praktiken der Qualzucht unterstützt und daher vermieden werden sollte.

  1. Angorakaninchen
    Sie leiden oft unter Wollblockaden, die zu schweren Verdauungsproblemen führen können. Ihre dichte Wolle kann auch zu Hitzestress führen.
  2. Blue-Line: Blaue und silberne Hunde
    Diese Hunde leiden oft unter Hautproblemen und Haarausfall aufgrund der Zucht auf eine bestimmte Fellfarbe.
  3. Chihuahua
    Sie sind anfällig für Zahnprobleme, Herzprobleme und Hydrozephalus (Wasserkopf) aufgrund ihrer kleinen Größe und des großen Kopfes.
  4. Dackel / Teckel
    Ihre lange Wirbelsäule und kurzen Beine können zu Rückenproblemen und Bandscheibenvorfällen führen.
  5. Deutscher Schäferhund
    Die Zucht auf eine bestimmte Körperhaltung hat zu Hüft- und Ellbogendysplasie geführt.
  6. Englische Bulldogge
    Sie leiden unter Atemproblemen aufgrund ihrer kurzen Schnauze und sind anfällig für Hautinfektionen aufgrund ihrer Hautfalten.
  7. Französische Bulldogge
    Ähnlich wie die Englische Bulldogge leiden sie unter Atemproblemen und Hautinfektionen.
  8. Hunde mit Merle-Faktor
    Die Zucht auf das Merle-Gen kann zu Taubheit und Augenproblemen führen.
  9. Kropftaube
    Sie können Probleme mit der Verdauung und Atmung haben aufgrund der unnatürlich großen Kropf.
  10. Mops
    Sie leiden unter Atemproblemen aufgrund ihrer kurzen Schnauze und können Augenprobleme aufgrund ihrer großen Augen haben.
  11. Perserkatze
    Ihre flache Gesichtsform kann zu Atemproblemen und Augeninfektionen führen.
  12. Rexkatze
    Sie können Hautprobleme aufgrund ihres lockigen Fells haben.
  13. Rhodesian Ridgeback
    Die „Ridge“ oder der Rückenkamm kann zu Dermoid Sinus führen, einer ernsthaften Hauterkrankung.
  14. Sphinx/Nacktkatzen
    Sie können Hautprobleme haben aufgrund des Fehlens von Fell, das normalerweise zum Schutz dient.
  15. Teacup-Hunde
    Ihre extrem kleine Größe kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen, einschließlich Herzproblemen, niedrigem Blutzucker und Knochenbrüchen.
  16. „Silkbacks“/„Leatherbacks“ (Beispiel: Bartagame)
    Diese Reptilien können Hautprobleme haben aufgrund des Fehlens von Schuppen.
  17. Widderkaninchen
    Ihre hängenden Ohren können zu Ohrinfektionen führen.
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Bitte beachten Sie, dass diese Liste nicht vollständig ist und es viele andere Arten von Tieren gibt, die ebenfalls als Qualzucht gelten können.

Tierschutz: Rechtliche Aspekte und Durchsetzung

Das Tierschutzgesetz in Deutschland verbietet theoretisch die Qualzucht, jedoch wird es in der Praxis oft nicht durchgesetzt. Dies liegt teilweise daran, dass die Durchsetzung des Gesetzes schwierig sein kann, da es eine genaue Definition und Identifizierung dessen erfordert, was als Qualzucht gilt.

Weiterhin können Hundemessen und Auszeichnungen paradoxerweise Rassen fördern, die Qualzuchtmerkmale aufweisen, was das Problem weiter verschärft. Diese Veranstaltungen, die eigentlich zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Hunden beitragen sollten, können stattdessen dazu beitragen, die Popularität und Nachfrage nach Rassen zu erhöhen, die unter gesundheitlichen Problemen leiden, die durch übermäßige Zucht verursacht werden.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass sowohl Züchter als auch Käufer von Haustieren gut informiert sind und verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen, um die Praxis der Qualzucht zu bekämpfen.

Ebenso ist es wichtig, dass die Durchsetzung des Tierschutzgesetzes verbessert wird, um sicherzustellen, dass die Rechte und das Wohlbefinden aller Tiere geschützt werden.

Ein stilles Zeugnis der Qualzucht: Die Sphinx-Katze mit ihrer nackten Haut verdeutlicht die bedenklichen Folgen der gezielten Züchtung auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere.
Ein stilles Zeugnis der Qualzucht: Die Sphinx-Katze mit ihrer nackten Haut verdeutlicht die bedenklichen Folgen der gezielten Züchtung auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere.

Lösungen und Alternativen zur Qualzucht

Es gibt mehrere Ansätze zur Lösung des Problems der Qualzucht. Diese umfassen sowohl präventive Maßnahmen als auch Interventionen zur Behandlung von bereits betroffenen Tieren. Hier sind einige mögliche Lösungen und Alternativen:

  1. Einkreuzungsprojekte
    Durch das Einkreuzen von gesunden Tieren in die Zuchtlinien können kranke Gene verdünnt und die genetische Vielfalt erhöht werden. Dies kann dazu beitragen, die Häufigkeit von gesundheitlichen Problemen zu reduzieren, die durch Inzucht und übermäßige Zucht verursacht werden.
  2. Rolle der Tierärzte
    Tierärzte können eine wichtige Rolle bei der Prävention und Behandlung von durch Qualzucht verursachten Gesundheitsproblemen spielen. Sie können Züchter beraten, gesundheitliche Risiken identifizieren und geeignete Behandlungspläne erstellen.
  3. Bildung und Bewusstseinsbildung
    Durch die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Probleme der Qualzucht können Einstellungen und Verhaltensweisen geändert werden. Dies kann durch Informationskampagnen, Schulungen und Bildungsprogramme erreicht werden.
  4. Verantwortungsvolle Zuchtpraktiken
    Züchter können dazu beitragen, das Problem der Qualzucht zu lösen, indem sie verantwortungsvolle Zuchtpraktiken anwenden. Dies beinhaltet die Auswahl gesunder Tiere zur Zucht, die Durchführung genetischer Tests und die Berücksichtigung des Wohlbefindens der Tiere in allen Aspekten der Zucht.
  5. Adoption statt Kauf
    Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Adoption von Haustieren zu fördern, anstatt den Kauf von Züchtern. Dies kann dazu beitragen, die Nachfrage nach Qualzuchttieren zu reduzieren und gleichzeitig mehr Heimen für Tiere in Not zu bieten.
  6. Gesetzliche Regelungen
    Die Durchsetzung und Verbesserung von Gesetzen, die Qualzucht verbieten, kann dazu beitragen, das Problem zu bekämpfen. Dies könnte auch die Einführung strengerer Strafen für Züchter beinhalten, die gegen diese Gesetze verstoßen.
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Durch die Kombination dieser Ansätze kann das Problem der Qualzucht effektiv angegangen und das Wohlbefinden von Tieren verbessert werden

Fazit

Die Bekämpfung der Qualzucht erfordert einen kulturellen Wandel in der Wahrnehmung von Haustierrassen. Jeder Einzelne hat eine Verantwortung bei der Auswahl eines Haustieres und sollte sich bewusst sein, dass die Unterstützung von Qualzuchtrassen zu erheblichem Tierleid führen kann. Es ist an der Zeit, dass wir alle handeln, um die Qualzucht zu beenden.

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